07.01.2022
Im Rahmen unserer Kreativkollaborationen porträtiert der französische Illustrator die letzte Weltraumreise des Duos Ariane 5 und JWST
Olivier Bonhomme ist Illustrator und Artdirector und lebt in Montpellier (Frankreich), wo er unter anderem für Zeitschriften wie Le Monde und Washington Post arbeitet. Seine Illustrationen gehen um die Welt. Gleichzeitig erzählt uns der Jazzsaxophonist in Illustrationsreihen oder Ausstellungen von seiner Welt.
Können Sie uns erklären, wie Ihre Illustration anlässlich der letzte Ariane-5-Mission mit dem James-Webb-Weltraumteleskop entstanden ist?
Die großen Entdeckungen der Menschheit haben mich immer schon interessiert. Als Neuling, der ich in Sachen Astronomie im Grunde bin, hat mich der Zweck dieser neuen Mission aber augenblicklich fasziniert. Der für die Umsetzung nötige logistische Aufwand und die erforderliche technische Brillanz entsprechen den potenziell damit verbundenen Entdeckungen. Insofern fand ich mein kreatives Engagement in diesem Bereich enorm anregend.
Welche Bedeutung haben ArianeGroup und der Weltraum im Allgemeinen für Sie?
Da sich in mir ein kleiner Patriot verbirgt, erfüllt mich der Name Ariane mit einem gewissen Stolz. Die Tatsache, dass ein europäisches Weltraumforschungsprojekt langfristig derartige Maßstäbe zu setzen vermag, ist sensationell. Außerdem sehe ich das Weltall als Potenzial unendlicher Möglichkeiten. Es vereint in sich wissenschaftliche Präzision und metaphysische Poesie. Aus dem Blickwinkel des kreativen Prozesses handelt es sich um eine interessante Osmose. Freiheit in der Beschränkung, Fantasie in der Rigorosität der Beobachtungen …
Wie sah Ihre Herangehensweise bei dieser Kollaboration aus? Vermutlich mussten Sie insbesondere zur Darstellung des JWST umfassende Recherchen anstellen.
Mit dem Startvorgang und dem Aufbau der unterschiedlichen Teile habe ich mich tatsächlich ziemlich lange auseinandergesetzt. Um alles in ein Bild zu packen, musste ich jedoch eine klare Entscheidung treffen. Deshalb habe ich das komplett entfaltete Teleskop dargestellt, so wie es sich bereits in unsere kollektive Vorstellung eingepägt hat.
Ihre Kompositionen mit Ansammlungen von scheinbar schwerelosen Objekten haben etwas Surreales an sich. Können Sie uns dazu kurz etwas sagen?
Der Surrealismus ist für mich faktisch ein Werkzeug. So kann ich in meinen Illustrationen verschiedene Elemente gegenüberstellen, die Neugierde des Betrachters wecken und darüber hinaus auch Ideen verknüpfen, die zum Nachdenken und Träumen anregen … Sowohl die Schwerelosigkeit als auch die Vorstellung vom Abheben in die Lüfte verweisen auf das schwebende Naturell der Fantasie. Gleich einem Fötus im Fruchtwasser oder einem Astronaut beim Weltraumspaziergang.
Auch die klassische Malerei scheint von entscheidender Bedeutung für Sie (Hopper, Hokusai). Was lehren uns Ihre Wiederaufnahmen über das Wesen des Menschen?
Ich denke, dass in der Geschichte der Kunst immer schon eine Verbindung zwischen den Kunstschaffenden und den Pionieren der Wissenschaft existierte. Jede einzelne Ära war geprägt von einem Abschnitt in der Entwicklung der großartigen Geschichte der Menschheit. Für mich ist es kein Anachronismus, wenn man eine bestimmte Bewegung zeitgenössisch neu interpretiert. Das Ergebnis ist ein solider Fortbestand, der sich durch den Verlauf der Geschichte zieht.
Welche Rolle spielen die in Ihren Arbeiten meist lebendigen, dynamischen und vielfältigen Farben?
Farben dienen mir zur Verdeutlichung und sind ein völlig eigenständiges Element in meinen Kompositionen. Um die „Leere“ wiederzugeben, muss man sie eben mit Farben und Formen füllen. Die Leere ist nämlich eine Art Mysterium voller Informationen. Was unsere Augen nicht zu sehen vermögen, wird von unserer Fantasie in Farben getaucht.