Canopée - das Frachtschiff für die Ariane 6 setzt die Segel

Bereits vor ihrem ersten Flug in den Weltraum setzt die Ariane 6 auf der Erde ein Zeichen für Innovation und Nachhaltigkeit: Für den Transport der Ariane 6-Komponenten zwischen Europa und Französisch-Guayana setzt  ArianeGroup auf ein avantgardistisches Frachtschiff mit Hybridantrieb, um die Umweltauswirkungen des Seeverkehrs zu reduzieren.

Eine Weltpremiere

Die Canopée ist kein gewöhnliches Frachtschiff. Es ist das erste industrielle Hybridschiff, das auch mit Windenergie angetrieben wird. Dieses große Schiff nutzt Windkraft und Treibstoff, um die Ozeane zu überqueren. Der Segelfrachter ist aber bereits die Hauptfigur eines großartigen Abenteuers, das vor sechs Jahren begonnen hat. Mehrere Jahre lang waren hundert Ingenieure und Techniker damit beschäftigt, das Design dieses 121 m langen und 22 m breiten Schiffs zu erstellen. Es galt, zwei Dieselmotoren mit 3840 kW zu konstruieren. Im Mittelpunkt stand die Entwicklung der vier riesigen Segel mit einer Fläche von jeweils 363 m2, die es von anderen Frachtschiffen unterscheiden und einen großen Fortschritt für den industriellen Seetransport darstellen. Denn obwohl die Schiffskonstrukteure schon seit langem Techniken für die Reduzierung von Emissionen und Dekarbonisierung des Sektors erforschen, befinden sich diese Initiativen größtenteils noch in den Kinderschuhen. Canopée hingegen ist mittlerweile Realität. Dieses Schiff meistert die Herausforderung des Hybridantriebs und weist den Weg in die Zukunft: Umweltfreundlichere Frachtschiffe mit minimierter CO2-Bilanz.

© Tom Van Oossanen

Kollektive Intelligenz
Die Canopée wird vom französischen Unternehmen Alizée betrieben und ist das Ergebnis einer echten kollektiven Intelligenz. Das Konstruktionsbüro VPLP Design zeichnet für den Entwurf dieses einzigartigen Schiffs verantwortlich, seine Konstruktion erfolgte in Polen auf der Werft Neptune Shipyard. Es fehlte nur noch ein „Detail”, um dieses Schiff zum Frachttransporter mit dem weltweit fortschrittlichsten Hybridantriebssystem aus Wind- und thermischer Energie zu machen: die Segel mit einer entsprechend großen Tragfläche. Diese Herausforderung wurde von der französischen Firma Ayro gemeistert, indem sie die vier Oceanwings® entwickelt hat, die diesen Sommer auf der Canopée montiert wurden. Die 37 m hohen, vertikalen Segel sind vollautomatisch und können um 360° gedreht werden, um sich dem Wind anzupassen. Sie sind wesentlich leistungsstärker als herkömmliche Segel und ermöglichen es, den Windantrieb optimal zu nutzen und den durchschnittlichen jährlichen Brennstoffverbrauch um 30 % zu senken. Canopée kann 5.000 Tonnen mit einer Geschwindigkeit von 16,5 Knoten transportieren und soll etwa zehnmal pro Jahr zwischen den Häfen von Bremen, Rotterdam, Le Havre, Bordeaux und Pariacabo am Raumfahrtzentrum in Französisch-Guayana, verkehren.

 

© Tom Van Oossanen

Über die Weiten des Ozeans
Die erste Fahrt begann am 27. Dezember 2022, als Canopée den Hafen von Rotterdam verließ und Kurs auf Französisch-Guayana nahm. Es ging nicht nur darum, den Atlantik zu überqueren, sondern auch eine Reihe von Seetests vorzunehmen, die künftig regelmäßig zu befahrenden Seestrecke zu optimieren und die Hafeninfrastruktur auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen. Als das Schiff am 23. Januar 2023 im Hafen von Pariacabo anlegte, standen alle Zeichen auf Grün. Die Canopée war nicht nur erfolgreich als seefest getestet, sondern erfüllte auch die Zielvorgaben perfekt. An Bord warteten die zwei Besatzungen mit je zehn Personen, die für den logistischen Transport zuständig sind, nur darauf, die Segel zu setzen. Das geschah in diesem Sommer, als Canopée mit ihren vier Oceanwings® ausgestattet wurde. Nach einer Reihe von Tests, zunächst am Kai und dann auf See, wurden seine Segel endgültig für seetauglich erklärt. Canopée ist nun bereit, die wertvollen Komponenten der Ariane 6 von den europäischen Häfen nach Kourou zu transportieren.