29.01.2021
Die erste komplette Oberstufe der Ariane 6 wurde am ArianeGroup Standort in Bremen entwickelt und integriert und ist auf dem Weg zum DLR-Prüfstand in Lampoldshausen, Baden-Württemberg. Dort soll sie ersten Heißlauftests unterzogen werden. Die Auslieferung der ersten Oberstufe für die europäische Trägerrakete Ariane 6 ist ein wichtiger Schritt für die europäische Raumfahrt. Ihr Erstflug ist für das zweite Quartal 2022 geplant. Bilder und das Video der kompletten Oberstufe sowie ihrer Verladung können Sie hier herunterladen
Die erste komplette Oberstufe der neuen europäischen Trägerrakete Ariane 6 hat das Werk von ArianeGroup in Bremen verlassen. Die vollständige Stufe ist mit ihren beiden an das neue, wiederzündbare Vinci-Triebwerk angekoppelten Flüssigwasserstoff- und Flüssigsauerstoff-Tanks und mit sämtlichen Leitungen und Ventilen sowie den elektronischen und hydraulischen Kontroll- und Steuersystemen ausgestattet. Sie ist nun nach der Endmontage im Oktober 2020 voll einsatzbereit und hat alle Funktionstests (Hydraulik, Elektrik und Avionik) mit Bravour bestanden. Die als Hot Firing Model (HFM) bezeichnete Oberstufe wird von Bremen nach Lampoldshausen in Baden-Württemberg gebracht. Hier sollen am Standort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) Heißlauftests durchgeführt werden.
Vom Neustädter Hafen in Bremen geht es für die Oberstufe der Ariane 6 per Schiff die Weser abwärts in Richtung Nordsee, den Rhein aufwärts und den Neckar hinauf bis nach Bad Wimpfen. Von dort wird sie auf dem Landweg nach Lampoldshausen gebracht, wo sich der eigens neu gebaute und im Jahr 2019 eingeweihte Teststand befindet. Sobald die Raketenstufe installiert ist, wird sie bis zu vier Mal gezündet.
Mit diesen abschließenden Tests, die für das zweite Quartal 2021 geplant sind, wird die Oberstufe als flugtauglich qualifiziert.
Zurzeit sind am ArianeGroup-Standort Bremen 550 hoch qualifizierte Mitarbeiter*innen beschäftigt. Rund 100 davon im Bereich Fertigung und Integration im neu gebauten „Ariane 6 Zentrum“. Dieses verfügt zur kosteneffizienten und schnellen umweltfreundlichen Produktion über modernste Fertigungs- und Integrationsverfahren der Industrie-4.0-Technologie. Neben dem heute ausgelieferten HFM werden derzeit zwei weitere Oberstufen integriert: das sogenannte CTM (Combined Test Model) für die kombinierten Tests zwischen der kompletten Trägerrakete und der Startrampe auf dem europäischen Weltraumbahnhof in Kourou sowie das erste Flugmodell FM1 (Flight Model 1) der Oberstufe für den geplanten Erstflug der Ariane 6. Die Bodenanlagen für die Startrampe werden derzeit von der französischen Raumfahrtbehörde CNES gebaut, während im Werk der ArianeGroup in Les Mureaux (Frankreich) neben der Hauptstufe für den Erstflug (FM1) auch die Hauptstufe für kombinierte Tests (ein weiterer Teil des CTM) integriert wird.
Das Ariane-6-Programm läuft unter der Schirmherrschaft der Europäischen Weltraumorganisation ESA und wird von ihr finanziert. ArianeGroup als Hauptauftragnehmer ist verantwortlich für Entwicklung und Bau der gesamten Trägerrakete. Diese erfolgen in Zusammenarbeit mit Industriepartnern, die Vermarktung des Trägersystems übernimmt das Tochterunternehmen Arianespace. Die französische Raumfahrtagentur CNES ist verantwortlich für den Bau des Startplatzes in Kourou sowie für die dort durchzuführenden Tests.