Space Inspiration

Ariane 5: Eine exzeptionelle Rakete und ihre bahnbrechenden Missionen – Herschel und Planck 01.08.2023 |  3 Minuten

Suite
Lesen
Cover

Herschel und Planck auf Forschungsreise durchs Universum

Nach 27 von Glanzleistungen und 111 erfolgreichen Starts geprägten Jahren trat die Ariane 5 am 4. Juli dieses Jahres ihre allerletzte Reise an. Lassen Sie uns zu diesem Anlass gemeinsam die prägendsten Missionen der Trägerrakete Revue passieren. An der Reihe ist diesmal die Tandem-Mission Herschel/Planck.

 

Am 14. Mai 2009 erhob sich die Ariane 5 am Raumfahrtzentrum Kourou in Französisch-Guayana in die Lüfte. An Bord befanden sich die Weltraumteleskope Herschel und Planck mit dem Auftrag, die Geheimnisse unseres Universums zu entschlüsseln.

Zwei Teleskope ergründen die Anfänge unseres Kosmos

Bei Herschel und Planck handelte es sich um zwei der anspruchsvollsten ESA-Teleskope ihrer Art. Ziel ihrer Entwicklung war es, einige der bestgehüteten Geheimmisse des Universums zu lüften. Herschel sollte als größtes Teleskop aller Zeiten die Entstehung der Sterne und der ersten Galaxien erforschen, während das wissenschaftliche Super-Observatorium Planck als eine Art „Zeitmaschine“ die nach dem Urknall entstandene kosmische Mikrowellen-Hintergrundstrahlung in den Weiten des Weltraums aufspürte.

    01 02
    Herschel
    ©ESA©CNES©ARIANESPACE©SERVICE OPTIQUE
    Planck
    ©ESA©CNES©ARIANESPACE©SERVICE OPTIQUE

    Technologie-Challenge für Ariane 5

    Ariane 5 stand damit erneut vor einer enormen Herausforderung. Sie war die einzige Trägerrakete auf dem Markt, die zwei Nutzlasten gleichzeitig zu befördern vermochte. Bei dieser Gelegenheit wurde deshalb auch die besonders leistungsfähige ECA-Version der Rakete auf der Startrampe positioniert, deren Power man im Rahmen der Mission durchaus benötigte.

     

    Damit die 2 Satelliten zum sogenannten Lagrange-Punkt L2 in rund 1,5 km Entfernung von der Erde vordringen konnten, musste man sie getrennt voneinander auf ihrer jeweiligen Flugbahn aussetzen.

     

    Die Raketenstufe mit den beiden Satelliten reiste zum Zeitpunkt des Abwurfs von Herschel und Planck mit einer Geschwindigkeit von 10 km/s, bevor die Passagiere getrennte Wege ans Ziel einschlugen.

     

    Herschel und Planck trennten sich nach 26 bzw. 28 Flugminuten von der Oberstufe. 12 Minuten später erhielt man am Boden bereits erste Signale, welche die erfolgreiche Durchführung des Starts belegten.

     

    Im Anschluss verfolgten die beiden Satelliten ihre jeweilige Route durchs All in Richtung des vorbestimmten, strategisch enorm wichtigen Ziels, dem Lagrange-Punkt L2. Er zählt zu den wenigen Orten im Sonnensystem, an denen ein gravitativer Gleichgewichtszustand herrscht und sich die Anziehungskräfte von Erde und Sonne aufheben.

    Top-Standort im All

    Dank des so entstehenden Gleichgewichts der Gravitationskräfte können Objekte hier sozusagen „geparkt“ werden. Die Energieeinsparung hilft dabei, in einer fixen Position zu verharren.

     

    Darüber hinaus ist eine Positionierung am L2-Punkt auch deshalb von Vorteil, da ein dort stationierter Satellit sich vor der von Erde und Mond ausgehenden Hitze und der Sonnenstrahlung schützen und seine Mission ungehindert ausführen kann.

     

    Da L2 sich von der Sonne aus gesehen in direkter Linie rund 1,5 Millionen Kilometer „hinter“ der Erde befindet, erweist er sich als perfekter Beobachtungspunkt, von dem aus sich alle Winkel des Universums erschließen.

    Wissenschaftliches Vermächtnis für die Zukunft

    Herschels Infrarotbilder enthüllten bisher unbekannte Details zur Entstehung von Sternen, Galaxien und komplexen organischen Molekülen. Planck bildete seinerseits mit nie dagewesener Präzision den kosmischen Mikrowellenhintergrund ab und lieferte damit bahnbrechende Informationen über Aufbau und Geschichte unseres Universums. Die so gewonnenen Erkenntnisse eröffneten neue Perspektiven auf den Gebieten der Astrophysik und Kosmologie. Anhand der Verknüpfung der Beobachtungen der beiden Raumsonden im entfernten Universum identifizierten Astronomen den potenziell möglichen Ursprung der heute sichtbaren, ausgedehnten Galaxienhaufen. Und auch atemberaubende Bilder entstanden!

     

    Die Mission bot also ausreichend Stoff für zahlreiche Studien und trug darüber hinaus auch zum besseren Verständnis unseres Universums und seiner Entstehungsgeschichte bei.

     

    Mit der erfolgreichen Beförderung von Herschel und Planck stellte die Ariane 5 einmal mehr ihre Zuverlässigkeit unter Beweis, sowie ihre Befähigung zur Umsetzung groß angelegter Wissenschaftsmissionen. Diese Mission wird die Geschichte der Weltraumforschung und unsere Analysen im Hinblick auf die Entstehung unseres Universums für immer prägen.