12.07.2022
Das erste Ariane 6 Herzstück ist an seinem Startplatz am Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana angekommen. Ein entscheidender Schritt zur Durchführung der kombinierten Trägerraketen-Tests, die in Verantwortung der Europäischen Raumfahrtagentur ESA von einem Team von ESA, ArianeGroup und der französischen Raumfahrtagentur CNES durchgeführt werden. Ariane 6 ist ein Programm der Europäischen Weltraumorganisation ESA.
Der Zentralkörper der Ariane 6 (bestehend aus der Zentral- und der Oberstufe) hat nach dem Zusammenbau am 23. Juni 2022 erstmals die Montage-Halle (Bâtiment d’Assemblage Lanceur – BAL) verlassen und ist an seinem neuen Startplatz angekommen. Für den Bau der Startrampe am europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ist die französische Raumfahrtagentur CNES verantwortlich. Der Transport – ein mit Spannung erwarteter und entscheidender Schritt – oblag einem Team von ESA, ArianeGroup und CNES.
Nachdem sich die Tore der Montagehalle (BAL) öffneten, legte das aus den beiden kryogenen Stufen (Haupt- und Oberstufe) bestehende Herzstück der Ariane 6 die 800 Meter lange Strecke bis zum Startplatz in horizontaler Lage mit einer Geschwindigkeit von 3 km/h in rund 20 Minuten zurück. Die Beförderung übernahmen vier fahrerlose Transportfahrzeuge (Automated Guided Vehicles – AGV).
Im Anschluss daran wurde der Zentralkörper in einem sorgfältig abgestimmten Manöver von zwei fahrerlosen Transportfahrzeugen und einem Portalkran mit Traverse von der Waagerechten in die Senkrechte gebracht. Danach erfolgte eine Drehung um 180 Grad, um den Anschluss an die Befüllungs- und Entleerungsvorrichtungen der Startrampe zu ermöglichen.
Zum Einsatz kamen dabei drei Attrappen (Pylone) und das erste Modell des ESR-Boosters (Equipped Solid Rocket) der Ariane 6, das am 2. Juli in vertikaler Position zum Startplatz transportiert worden war und mit dem Flugmodell identisch ist. Der Treibstoff ist während der kombinierten Tests inaktiv.
Eine der wichtigsten Änderungen in der Endmontage ist, dass der Zentralköpers erst am Startplatz in die Senkrechte gebracht wird. Damit wird die Produktion der Ariane 6 besonders effizient.
Ziel der kombinierten Tests ist die Erprobung aller Schnittstellen und die reibungslose Kommunikation zwischen Ariane 6 und der Startrampe. Zudem werden die Flug- und Kontroll-Softwareprogramme sowie die Befüllung und Entleerung der Tanks erprobt, die für den reibungslosen Ablauf einer Startsequenz unerlässlich sind.
Die Composite-Struktur (Upper Composite) besteht im Wesentlichen aus der Nutzlastverkleidung und der Nutzlast. Sie wird im nächsten Schritt auf den Zentralkörper montiert. Nach Befüllung der Tanks wird dann das Vulcain-2.1-Triebwerk der Zentralstufe gezündet – natürlich ohne dass die Rakete abhebt. Dabei dient der Startplatz erstmals als Prüfstand.
Parallel dazu werden die Testzündungen einer kompletten Ariane-6-Oberstufe auf dem Gelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Lampoldshausen in Deutschland vorbereitet.
Ariane 6 ist ein Programm der Europäischen Weltraumorganisation ESA, die für die gesamte Startarchitektur und die Finanzierung verantwortlich ist. ArianeGroup als Hauptauftragnehmer ist – in Zusammenarbeit mit Industriepartnern – für Entwicklung und Bau der gesamten Trägerrakete verantwortlich. Die Vermarktung des Trägersystems übernimmt das Tochterunternehmen Arianespace. Die französische Raumfahrtagentur CNES ist für den Bau des Startplatzes in Kourou sowie für die dort durchzuführenden Tests verantwortlich.