09.06.2022
Auf unseren Social-Media-Kanälen treffen wir häufig talentierte Raumfahrtbegeisterte. Auf Twitter haben wir etwa Nicolas Riveau, Yann Saputa und Pascal Fleury mit ihren Raketenexponaten aus Legosteinen entdeckt
©Nicolas Riveau
Nicolas, der sich über unsere Netzwerke auf dem Laufenden hält, hat gleich zwei Hobbies. Zum einen die kleinen bunten Bausteine aus Kindertagen (diese Leidenschaft teilt er mit vielen ArianeGroup-Ingenieuren), zum anderen die Weltraumforschung. Die Idee, beides zu verbinden, hatte er als Erwachsener. Für ihn eine Möglichkeit, ein wirklich breites Publikum anzusprechen. Ausgehend von 3D-Modellen baut er alle ArianeGroup-Raketen nach und hat zuweilen auch noch umfangreichere Bauten umgesetzt.
Yann hingegen hat vor beinahe zwei Jahren eher zufällig begonnen. Nach und nach wurde ihm klar, dass er mit seiner Astronautik- und Legobegeisterung nicht alleine ist. „Für mich seither eine absolute Leidenschaft“, erklärte er uns.
Pascal berichtet davon, dass er sich noch heute an den Jungfernflug der Ariane 1 zu Weihnachten 1979 als sein Schlüsselerlebnis erinnert. So bekam er einige Jahre später unter anderem auch eine Ariane 4 geschenkt. Und obwohl es auch damals schon Lego gab, wäre ihm nicht in den Sinn gekommen, beides zu verknüpfen.
Die Sammlung von Nicolas besteht ausschließlich aus Modellen im Maßstab 1:110 (die Ariane 6 ist hier also 57 cm hoch). Der Grund? „So kann ich die Abmessungen von Raketen und Weltraumobjekten miteinander vergleichen und die Weiterentwicklungen der Raketen im Lauf der Zeit besser veranschaulichen. Wir wissen zum Beispiel alle, dass die Internationale Raumstation ISS groß ist. Betrachtet man sie jedoch neben der Mir-Raumstation oder einer Ariane-5-Rakete, erkennt man erst die tatsächlichen Dimensonen“, erläutert er uns gegenüber.
©Nicolas Riveau
Am Beginn seiner Laufbahn als Raketensammler waren die von ihm gesuchten Modelle im Handel leider nicht zu finden. Den Auftakt seiner Serie machte eine Diamant-Trägerrakete (eine der Vorgängerinnen des Ariane-Programms). Darauf folgten die Ariane 4 und viele andere mehr.
Nicolas erzählt, dass er bei der Umsetzung viele verschiedene Ansätze verfolgt: „Einen Großteil der Forschungsarbeit erledige ich anhand von Fotos.“
Den nächsten Schritt bilden eine ganze Reihe von Berechnungen und Skalierungen sowie eventuell erforderlichen Entscheidungen in Verbindung mit bestimmten Abmessungen. Und wie bei der Konstruktion einer echten Rakete gibt es auch hier die Phase der virtuellen Modellierung. Nicolas fährt fort: „Ich verwende eine Software (Studio). Die Modellerstellung ist ganz besonders zeitaufwendig.“
©Nicolas Riveau
Yann ergänzt: „Ich persönlich entwerfe keine eigenen Modelle, sondern ich reproduziere sie“, stellt er klar. „Da der schöpferische Akt jedoch an sich etwas sehr Subjektives ist, mache ich aber Anpassungen in den Details, damit alles möglichst wirklichkeitsgetreu ist.“ Yann setzt auf Handarbeit. Dabei baut er die Teile in seinen Händen immer wieder auf und ab. Ist er mit dem Ergebnis zufrieden, bestellt er sich die Teile in der passenden Farbe. Das bedeutet stundenlanges Dokumentieren und Testen. Zugleich gesteht er: „Eine Trägerrakete ist nie wirklich vollendet, denn meine Versionen wachsen mit meinem Know-how und jedem neuen Legostein.“
Pascal weist indes darauf hin, dass das Ganze trotz des Zeitaufwands ein Hobby bleibt. Er setzt sich weder eine Deadline, nocht zählt er die aufgewendeten Stunden. Seinen Aussagen zufolge beginnt sein Entwurf mit dem Sammeln möglichst vieler Fotos, Pläne und Diagramme. Bereits gebaute Raketen kann er unterteilen, „indem er offizielle Skizzen und Screenshots der Studio-Computersoftware übereinanderlegt“. Auf diese Weise erhält er den Maßstab für Hauptstufe und Booster. Wenn der Entwurf auch etwas Zeit in Anspruch nimmt, darf man nicht vergessen, dass das Erstellen der Montageanleitung ebenfalls etwas dauert. Sein Hinweis lautet: „Man muss die richtige Abfolge der Bauphasen berücksichtigen“.
Fakt ist, dass unsere Sammler rein gar nichts dem Zufall überlassen. Nicolas hat beispielsweise eine Ariane 5 mit einem kleinen James-Webb-Weltraumteleskop geschaffen. Und täuschen Sie sich nicht, was den Zeitaufwand anbelangt. Für das 3D-Modell waren dutzende Arbeitsstunden vonnöten, wobei dieses Projekt nicht zu seinen zeitintensivsten zählt. Tatsächlich hat er sogar den Startbereich ELA 1 des Raumfahrtzentrums in Kourou nachgebaut und damit problemlos die 100-Stunden-Marke am Computer überschritten.
©Nicolas Riveau
Der letzte Bauabschnitt ist vielleicht auch der zufriedenstellendste. Hier geht es nämlich um die tatsächliche Umsetzung. Nicolas dazu: „Das geht zwar relativ schnell (rund 3 Stunden für 1.000 Bausteine), aber es können auch Modellierungsprobleme auftreten, aufgrund derer ich dann die dritte Phase wiederholen muss.“
©Nicolas Riveau
Er verliert aber keineswegs den Mut, ganz im Gegenteil! Und er fügt hinzu: „Aktuell arbeite ich an einem Modell der Startanlage ELA 4. Ein echtes Riesenbaby, das aus mehreren zehntausend Einzelteilen besteht. Außerdem würde ich mir gerne frühere Konzepte und vor allem die ArianeGroup-Trägerraketen von Morgen legotechnisch erarbeiten.“
ArianeGroups Vergangenheit ist auch eine Inspirationsquelle für Yann, der uns verrät: „Für dieses Jahr habe ich als Projekte eine Ariane 4 44L und die Ariane 5 ECA eingeplant.“ Diese Pläne sind ihm eine Herzensangelegenheit: „Sie verkörpern meine frühesten Raumfahrterinnerungen, denn damals habe ich mir die Raketenstarts zusammen mit meinem Vater angesehen.“
©Nicolas Riveau
Wir wollten auch von ihm wissen, was genau ihn bei ArianeGroup begeistert: „Es ist schon sehr lange her, da habe ich ein Praktikum bei Aérospatiale in Les Mureaux (dem Vorläufer des heutigen Konzerns) gemacht. Deshalb hatte ich immer schon eine emotionale Bindung zu ArianeGroup. Meiner Ansicht nach zeichnet alle Ariane-Rakten eine gewisse Ästhetik aus. Im Übrigen habe ich noch eine Reihe weiterer Goodies (Poster, Schlüsselanhänger etc.), auf denen man meine Lieblinge sieht.