Mit Skateboard, Tattoos und Art Nouveau verleiht der Illustrator SoZ der Ariane 6 neuen Schwung

Der aus Vichy stammende Renaud Sauzedde ist Autodidakt in Sachen Kunst und startete seine Laufbahn als Grafiker in der Skate-Industrie, bevor er die Gitarrenmarke Wild Customs gründete. Nach einer Einführung in die Tätowierkunst eröffnet er 2018 sein eigenes Studio namens VichyVenice. Erst kürzlich entstand das erste Werk auf Leinwand dieses höchst wandlungsfähigen Künstlers. Eine echte Wiedergeburt für den optimistisch-exzessiven Designer, denn dabei kann er all seine Leidenschaften, von der Street Art bis hin zu Art Nouveau, in Einklang bringen.

‘@So.Z

 

 

Obwohl Sie Künstler und Maler sind, ist ihr Stil sehr grafisch. Welche Verbindung pflegen Sie zwischen beiden Disziplinen und wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?
Es stimmt, dass ich Maler und Künstler bin. Davor war ich aber fünfzehn Jahre lang als Grafiker tätig, wobei diese Arbeit in meinem schöpferischen Prozess noch sehr präsent ist. In meinem früheren Beruf habe ich unzählige Logos kreiert. Deshalb bemühe ich mich in meinen Bildern auch um Einfachheit und effiziente grafische Darstellung. Einfachheit zu erzielen, ist zuweilen ein schwieriges Unterfangen, aber gerade das macht mir Spaß. Ich „unterteile“  meine Farben genau so, wie ich das mit meinen Zeichenprogrammen mache. Die im Lauf der Jahre gewonnenen neuen Erkenntnisse lasse ich einfach in die grafische Weiterentwicklung einfließen.

Welche Inspirationsquellen haben Sie generell für ihre neuen Werke?
Meine Ideen und mein grafischer Background sind prinzipiell von der Plakatwerbung (insbesondere dem Jugendstil bzw. Art Nouveau) und dem Eislaufsport (hier vor allem vom Skating mit seiner Kreativität und dem konstanten und raschen Wandel) inspiriert. Viele Jahre lang habe ich ausschließlich Schwarz-Weiß-Illustrationen angefertigt. Erst später begann ich damit, Farben zu verwenden. 

Dank der Arbeit mit Schwarz und Weiß konnte ich enorme Fortschritte machen, zumal ich etwa Kontraste in meinen Zeichnungen anhand von unterschiedlichen Techniken (z.B. Schraffierungen & Perforationen) herausarbeiten musste. Das verleiht meinen Werken einen gewissen Comic-Charakter. Eine Menge neuer Impulse habe ich unbewusst auch aus japanischen Holzschnitten und der Tattoo-Kunst geschöpft. In diesen Bereichen ist die Beherrschung von Schwarz und Weiß und Texturen ebenfalls überaus wichtig für Nachvollziehbarkeit und grafische Komposition.

Was verbinden Sie mit ArianeGroup und im weiteren Sinn mit dem Weltraum? Und wie sind Sie an diese Kollaboration herangegangen?
Im Geiste bemühe ich mich, ein großes Kind zu bleiben. Ich bin ein ewiger Träumer. Zwangsläufig hat mich stets alles inspiriert, was mit dem Reisen, dem Weltraum, dem Unbekannten, der Fantasie und der Entdeckung neuer Welten zusammenhängt. Ich bin keineswegs wissenschaftlich geprägt und würde das Thema Weltraum tendenziell philosophisch angehen. Gleichzeitig scheint mir, als würde es sich gerade hier um ein Thema handeln, bei dem Wissenschaft und Philosophie aufeinandertreffen!

Die Kollaboration mit ArianeGroup habe ich meinerseits so angelegt, dass ich mir selbst treu zu bleiben versuchte. Das gilt vor allem für meine träumerisch-kindliche Seite. Ich bin nämlich überzeugt davon, nicht das einzige große Kind zu sein, das Raketen liebt und beim Anblick der Sterne ins Träumen gerät. Dafür gibt es – denke ich – keine Altersgrenze!

In dieser Illustration ist ein Modell der Ariane-6-Rakete kurz nach dem Start zu sehen. Wie begründen Sie Ihre Wahl und was wollen Sie damit ausdrücken?
Für mich ist das die Zukunft! Mit dem Bau eines solchen Meisterwerks hat ArianeGroup Außergewöhnliches vollbracht! Nun blicken wir auf die Ergebnisse jahrelanger Nachforschungen und Anstrengungen. Die Idee war also im Nu geboren. Außerdem war es immer schon mein heimlicher Traum, bei einem Start in Kourou dabei zu sein. Die Bilder, die ich sehen durfte, waren alle unglaublich. Wenn man ein solches überragendes Ereignis hautnah miterlebt, muss man den Eindruck haben, als würde man mit offenen Augen träumen!

In Ihrer Illustration ist die Natur allgegenwärtig. War die Verknüpfung zwischen organischen Elementen und einer industriell gefertigten Trägerrakete eine Herausforderung?
Die Natur spielt in all meinen Arbeiten eine tragende Rolle bzw. tut sie das immer mehr. Meine Art ihrer Darstellung ist weder zu abstrakt noch zu figurativ. Es liegt aber auf der Hand, dass in meinen Arbeiten stets das Organische spürbar ist. Diese Vereinigung zwischen Natur und Industrie habe ich völlig intuitiv vollzogen, denn wie vorher erwähnt, entspricht sie einer möglichen Vorstellung von Kourou und seiner ungezähmten Natur als Schauplatz des Wirkens von Technologie und Industrie. Aus meiner Sicht bietet diese Kombination ein absolut großartiges Bild für das Auge des Betrachters!

Wellen kommen als Element sehr häufig in Ihren bedeutendsten Werken vor. Welche Bedeutung haben sie für Sie?
Es ist richtig, dass ich Wellen liebe. Ozean, Meer und die Kraft der Natur, die von ihnen ausgeht, haben immer schon eine große Anziehungskraft auf mich ausgeübt. Ich versuche mich diesbezüglich nicht zwingend zu erklären. Beim Malen oder Zeichnen lasse ich mich meist von meinen Ideen leiten, stelle nicht zu viele Fragen, achte auf größtmögliche Freiheit und lasse mein Herz und meine Intuition sprechen! Der Ozean bedeckt soweit ich weiß zwei Drittel unseres herrlichen blauen Planeten. Es war also eine kleine Anspielung auf die Erde und das Reisen, dass ich ihn in meine grafische Komposition aufgenommen habe. Vielleicht ist es auch eine Art, mein Engagement für Ökologie und Naturschutz positiv und optimistisch zum Ausdruck zu bringen.

Für dieses Projekt haben Sie eine sehr begrenzte Farbpalette verwendet, die sich zwischen Grün und Orange bewegt. Was lösen diese Farben in Ihnen aus?
Es fällt mir ungeheuer schwer, meine Farbwahl zu begründen. Wie in meinen grafischen Werken spielen auch hier Herz und Intuition eine maßgebliche Rolle. Ich suche die Farben auch nicht im Vorfeld aus, sondern bringe sie nach und nach zum Einsatz, indem ich so intuitiv wie möglich versuche, eine harmonische Farbmelodie zu komponieren. Das geschieht auch nicht unbedingt mit Absicht. Oftmals stelle ich im Nachhinein aber eine Ausgewogenheit zwischen Sanftheit und Dynamik der miteinander kombinierten Farben fest.

 

 

Die von SoZ für ArianeGroup geschaffenen Illustration finden Sie unter diesem Link :