Juliette Chevalier berichtet vom gelungenen Bühnencomeback der jungen NachwuchskünstlerInnen der „Maîtrise Populaire“

Im Vorfeld der Fernsehausstrahlung der adaptierten Fassung der „Reise zum Mond“, die von Mitwirkenden der Maîtrise Populaire der Pariser Opéra Comique aufgeführt wurde, trafen wir uns mit Juliette Chevalier, der Generalsekretärin der französischen Institution.

 

Sie gewährleistet die reibungslose Abwicklung der Kooperation mit den Unterstützern der Kultureinrichtung und verweist auf die immense Relevanz, welche die Unterstützung durch angesehene Unternehmen wie ArianeGroup für die Kinder und Jugendlichen besitzt.

Können Sie uns vom Förderprojekt „Grandir sur scène“ und der damit verbundenen Crowdfunding-Finanzierung auf KissKissBankBank berichten?
Wir können bereits zum zweiten Mal auf eine Crowdfunding-Kampagne für die Maîtrise Populaire zurückgreifen. Neben dem finanziellen Aspekt geht es auch darum, möglichst viele Privatpersonen und Unternehmen in unser Projekt einzubinden. Im Rahmen von „Grandir sur scène“ erhält der Nachwuchs eine fachübergreifende Ausbildung und kann parallel dazu über verschiedene Produktionen in relativ kurzer Zeit und unter realen Vorführungsbedingungen eine Menge Bühnenerfahrung sammeln. Wir betreuen unsere SchülerInnen zwischen der 6. Schulstufe und dem Diplom (manchmal sogar noch während ihrer Hochschulzeit).

Wie wichtig ist diese Förderung für die SchülerInnen der Maîtrise populaire und auch generell für den Kultursektor?
Die „Reise zum Mond“ ist ein enorm kraftvolles Projekt: Erstmals wird eine Oper zur Gänze von jungen NachwuchskünstlerInnen interpretiert. Die ursprünglich für 2020 geplante Aufführung musste um ein Jahr verschoben werden. Während eines solchen Zeitraums ändert sich vieles, nicht nur die Stimmen, sondern auch die Konfektionsgrößen! Normalerweise finanzieren wir uns zu 70% über Sponsorengelder. Leider haben im letzten Jahr aufgrund der Wirtschaftskrise mehrere Unternehmen ihr Engagement eingestellt. Das macht die aktuelle Kampagne noch wichtiger für uns.

Von einem großen Konzern wie ArianeGroup unterstützt zu werden, ist für die jungen Studierenden der Maîtrise Populaire natürlich ein enormes Zeichen der Wertschätzung.

Was genau wird mit dieser Kampagne finanziert?
Wir wollten mindestens 50.000 Euro für das Bühnencomeback der jungen ElevInnen, das Ende April stattfand, sammeln. Die so gewonnenen Gelder sichern auch den täglichen Betrieb der Maîtrise, zumal die Ausbildung für die Kinder und Jugendlichen kostenlos ist. Um den hohen Anforderungen in Sachen Kunst und Lernen gerecht zu werden, besteht das Lehrerkollegium aus absoluten Fachleuten, die selbst die renommiertesten französischen und internationalen Bildungsanstalten durchlaufen haben.

Welche Bedeutung hat die Förderung durch ArianeGroup neben dem finanziellen Aspekt für den Nachwuchs der Maîtrise Populaire?
Die „Reise zum Mond“ erzählt die Geschichte des weltlichen Herrschers König Vlan, der sein Reich seinem Sohn Caprice übergeben möchte. Der soeben von einer Weltreise zurückgekehrte Caprice hat seinerseits aber nur einen Gedanken: Er möchte den Mond erforschen. Nach der Ankunft der Erdlinge an ihrem heißersehnten Ziel machen sie Bekanntschaft mit den Mondbewohnern, den Seleniten. Diese kennen weder Liebe noch Ambitionen. Das ändert sich, als sie weltlichen Verlockungen wie Äpfeln und Alkohol erliegen … ArianeGroup unterstützt das Vorhaben demnach mit einem leichten Augenzwinkern.

Die Vielfalt der Profile ist das größte Kapital der Maîtrise Populaire.

Weshalb ist die Ausbildung von SchauspielerInnen mit unterschiedlichem Background so wichtig? Sehen Sie einen Nutzen in diesem Inklusionswillen was Kreativität, Austausch usw. betrifft?
In unserer Arbeit mit SchülerInnen, deren soziokultureller Hintergrund äußerst verschieden ist, haben wir eine Angleichung nach oben festgestellt. Kinder mit unterschiedlichem Wissensstand neigen dazu, die Bildungslücken ungeheuer rasch zu schließen. Die künstlerische Betätigung fungiert als Treiber und schafft eine schulische Erfolgsdynamik (Erfolgsquote von 100% beim Abitur seit 2016). Die Kontinuität zwischen Schulunterricht und Kunsterziehung wirkt sich sehr positiv auf den allgemeinen Studienverlauf der SchülerInnen aus und zeigt sich zudem in Lernfreude, Konzentrationsfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein.

Würden Sie sagen, dass Sie mit dieser „Politik“ Talente hervorbringen, die unter anderen Umständen keinen Zugang zur darstellenden Kunst erhalten hätten?
Bei unserer Recruiting-Tour, die alljährlich im März stattfindet, suchen wir grundsätzlich die Nähe all jener Gesellschaftsschichten, die a priori eher wenig mit den lyrischen Künsten zu tun haben. Wir präsentieren die Opéra Comique und lassen unsere künftigen SchülerInnen in den REP- und REP+-Schulen vorsingen und vorsprechen. Dadurch wollen wir nicht nur den Nachwuchs in unsere Einrichtung holen, sondern den Kindern auch die darstellende Kunst, die Opéra Comique mit ihrem Repertoire und das Projekt Maîtrise Populaire vorstellen. Das gelingt uns mit Workshops, Präsentationen und interessanten Besichtigungen.

Warum fiel Ihre Wahl auf Offenbachs „Reise zum Mond“?
Die fantastische Oper „Reise zum Mond“ basiert auf zwei Romanen Jules Vernes, sprüht vor Fröhlichkeit und beeindruckt durch Effekte, Bühnenbild und Kostüme. Umwerfende Liedsequenzen, amüsant-bezaubernde Balletteinlagen, mitreißende Chöre und ein Reigen fantastischer Figuren lassen einen abenteuerlichen Handlungsverlauf mit wundervollem Ausgang entstehen. Die Thematik ist heiter und extravagant und regt Groß und Klein zum Träumen an. Also wie geschaffen für die Zielgruppe der Maîtrise Populaire, deren Alter von 8 bis 25 Jahre reicht.