11.08.2023
Ariane 5, das sind 27 Jahre Glanzleistungen und 111 erfolgreichen Starts. Am 4. Juli dieses Jahres trat sie ihre allerletzte Reise an. Blicken wir zurück auf einige ihrer sensationellen Missionen.
Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Sicherheit in der Raumfahrt ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Die Forschung an Wiedereintrittstechnologien, die bei der Entsorgung von Satelliten am Ende ihrer Betriebsdauer helfen, für wiederverwendbare Trägerraketen und auch für die Rückkehr von Astronauten und Raumtransportern zur Erde spielt eine wichtige Rolle. Heute schauen wir auf eines dieser Forschungsobjekte, das mit der legendären Ariane 5 ins All gestartet ist.
Am 21. Oktober 1998 fand ein historisches Ereignis für die europäische Raumfahrt statt. Kurz nach 20.00 Uhr stürzte eine Kapsel nach einer 30.000 km langen Reise in den Pazifik und wurde von Marineschiffen geborgen, die auf ihre Ankunft gewartet hatten.
Es handelte sich um das ARD (Atmospheric Reentry Vehicle), das als Passagier an Bord der Ariane-5-Rakete eine Stunde, 41 Minuten und 14 Sekunden zuvor gestartet und dann erfolgreich zur Erde zurückgekehrt war.
Das Atmospheric Reentry Vehicle war das erste gesteuerte suborbitale Fahrzeug für den Wiedereintritt, das von Europa im Alleingang gebaut, gestartet und geborgen wurde. Es handelte sich um einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung der europäischen Raumfahrt und schaffte den Rahmen für die Zukunft der Weltraumforschung. Mit dieser Mission konnte der europäische Raumfahrtsektor seine Fähigkeit beweisen, ein Fahrzeug in den Weltraum zu befördern und wieder sicher zu bergen. Vorher verfügten nur die USA und Russland offiziell über diese Technologie.
Europa hatte bereits Satelliten für alle wissenschaftlichen, staatlichen und kommerziellen Anwendungen gebaut und mit seinen Ariane-Trägerraketen einen Zugang zum Weltraum geschaffen. Mit der ARD-Mission haben Europa und die Ariane jedoch zum ersten Mal einen kompletten Raumfahrtzyklus vom Start bis zur Landung unter ausschließlicher Nutzung ihres eigenen Know-hows durchgeführt. Dieses Programm der Europäischen Weltraumorganisation war ein erster grundlegender Schritt auf dem Weg zur Entwicklung künftiger europäischer Raumfahrzeuge mit einem breiteren Aufgabenfeld im Bereich der Raumfahrt.
Die Ariane 5 hat bei diesem Flug 503 einwandfrei funktioniert – wir sollten nicht vergessen, dass es sich auch um die entscheidende Hürde bei ihrem dritten und letzten Qualifikationsflug handelte. Nach dem Start vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou um 13:37 Uhr (Ortszeit), der Abtrennung der Booster und Nutzlastverkleidung (2 Min. 23 Sek. bzw. 3 Min. 13 Sek.) sowie der Oberstufe um 9 Min. 59 Sek. wurde das ARD um 12 Min. 2 Sek. von der Rakete abgestoßen, um seinen Rückflug zur Erde anzutreten.
Während des rund eineinhalbstündigen Sinkflugs durch die Atmosphäre aus einer Höhe von 830 km übermittelte das ARD mit seinen hochentwickelten Sensoren und Instrumenten mehr als 200 kritische Parameter zur Analyse des Fluges, des Wiedereintrittsprozesses, der (extremen) Temperaturfaktoren am Hitzeschild (bis zu 900°C beim Wiedereintritt), der aerodynamischen Belastungen und Vibrationen sowie des Verhaltens der Bordausrüstung. Beim Endanflug in 14 km Höhe – und immer noch mit einer Reisegeschwindigkeit von über 800k m/h – entfaltete das ARD seine Bremsfallschirme, um genau in der 5-Kilometer-Zielzone im Pazifik eine sanfte Wasserlandung durchzuführen.
Die Analyse der Flugdaten und die Untersuchungen bestätigen den ersten Eindruck: Die Mission, bestehend aus Flug, kontrollierter Wiedereintritt und Bergung, war ein voller Erfolg. Europa hat gezeigt, dass es die Technologie zum Wiedereintritt beherrschen kann.
Und es war Ariane 5, die dies ermöglichte.