Ariane 5 – bis zum Schluss ein Symbol

Die allerletzte Mission der Ariane 5 war ein Doppelstart, die typische Konfiguration der europäischen Rakete.

 

Ein Doppelstart in mehr als einer Hinsicht – bei ihrem letzten Flug ins All beförderte die deutsch-französische Trägerrakete den französischen militärischen Kommunikationssatelliten SYRACUSE 4B und den deutschen Kommunikationssatelliten Heinrich-Hertz, mit dem neue Technologien im Weltraum getestet werden sollen.

 

SYRACUSE 4B erfüllt eine klassische Verteidigungsaufgabe – die Bereitstellung modernster Kommunikationsfähigkeiten für die französischen Streitkräfte. Die experimentelle Telekommunikationsmission Heinrich-Hertz, ein Beispiel für die zivil-militärische Zusammenarbeit, hat dagegen eine doppelte Funktion: Sie dient als Plattform für die Durchführung technischer Satellitenkommunikationsexperimente für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Auftrag des deutschen Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und wird außerdem eine separate Nutzlast speziell für die sichere Kommunikation der deutschen Streitkräfte mit sich führen.

Und auch ArianeGroup hat bei diesem Start eine doppelte Rolle gespielt. Wir haben nicht nur die Trägerrakete, die die Passagiere in die Umlaufbahn gebracht hat, sondern auch das das Antriebssystem für den Satelliten Heinrich Hertz entwickelt und geliefert, dank dem er seine geplante 15-jährige Mission erfüllen kann. Die Schubdüsen wurden an unserem Standort Lampoldshausen entwickelt und hergestellt, wo auch die gesamte Integration Antriebssystem/Satellit stattgefunden hat. Für die Lieferung der Tanks war unser Standort Bremen verantwortlich.

 

Die letzte Mission der Trägerrakete Ariane 5 könnte kaum ein passenderes Symbol für den unermüdlichen Einsatz sein, den sie über die Jahre hinweg geleistet hat, um die Zukunft der europäischen Sicherheit zu schützen und voranzutreiben – ein echter SpaceEnabler.

Ariane 5: ein Grundpfeiler der europäischen Verteidigung
Während ihrer 27-jährigen Karriere bewährte sich die Ariane 5 als Rückgrat der europäischen Verteidigung. Sie hat zahlreiche Satelliten für militärische und sicherheitspolitische Missionen in die Umlaufbahn gebracht. Die von der Ariane 5 gestarteten Satelliten decken alle Bereiche ab, in denen weltraumgestützte Systeme eine wichtige Rolle bei der Erfüllung von Sicherheits- und Verteidigungsaufgaben spielen: Aufklärung für die Nachrichtengewinnung, sichere Kommunikation für die Einsatzleitung und -kontrolle, Frühwarnung für die Überwachung von Bedrohungen und die Reaktion darauf.

 

Die von der Ariane 5 gestarteten Satellitensysteme haben die Landschaft der europäischen Verteidigung verändert.

Bereitstellung von Spitzentechnologien für Europa
Die Ariane 5 hat alle jeweils neuen Generationen von Kommunikationssystemen der großen europäischen Staaten für ihre militärischen und sicherheitspolitischen Aufgaben in die Umlaufbahn gebracht (Skynet 5 für das Vereinigte Königreich, SYRACUSE 3 und 4 für Frankreich, Sicral-2 für Italien, Secomsat – XTAR-EUR und Spainsat – für Spanien). In Deutschland erhielt die Bundeswehr mit dem Start der beiden Satelliten des SatcomBW-Systems an Bord der Ariane 5 in den Jahren 2009 und 2010 auf der Ariane 5 erstmals eine eigene, dedizierte Kommunikationsfähigkeit.

Die Ariane 5 war entscheidend für die Weiterentwicklung der in Europa einzigartigen Technologien für die Verteidigung. Die vier Satelliten der französischen Demonstrations-Satellitenkonstellation Essaim (der Name bedeutet „Schwarm“) für die Signalaufklärung wurde 2004 auf eine sechsjährige Mission geschickt und ebnete den Weg für das heutige SIGINT-System CERES. Im Jahr 2009 verbuchte die Ariane 5 ECA eine weitere erfolgreiche Premiere: Die beiden Spirale-Frühwarn-Mikrosatelliten für das französische Verteidigungsministerium, sind die erste Demonstration dieser Art in Europa und  erfassen bzw. analysieren Infrarotbilder vor einem Landhintergrund, um ballistische Raketen während ihrer Startphase kurz nach dem Start zu erkennen. Auch hier besteht das Ziel der Mission darin, die Voraussetzungen für ein künftiges operatives System zu schaffen, als strategisches Bindeglied in einem System zur Abwehr ballistischer Raketen.

Den Rahmen für die europäische Zusammenarbeit schaffen
Als Ariane 5 im Jahr 2004 Helios 2A startete, den ersten von zwei französischen optischen Aufklärungssatelliten der zweiten Generation, war dies nicht nur eine erhebliche Verbesserung der europäischen militärischen Beobachtungskapazitäten, sondern auch eine völlig neue Dimension der europäischen Raumfahrt. Somit wurden neue Formen der Zusammenarbeit geschaffen, die das Konzept eines gemeinsamen europäischen Verteidigungs- und Sicherheitsnetzwerks ankündigten.

 

Als Reaktion auf die Erfahrungen während des Kosovo-Konflikts im Jahr 1999, der das nachrichtendienstliche Defizit Europas im Vergleich zu den USA und dessen Auswirkungen auf die Entscheidungsautonomie deutlich gemacht hatte, wurden zwischen Frankreich und Italien sowie Frankreich und Deutschland innovative bilaterale internationale Abkommen über den Kapazitäts- und Datenaustausch zwischen dem optischen Satellitensystem Helios 2 und den Radarsatellitensystemen Cosmo-SkyMed und SAR-Lupe unterzeichnet. Die teilnehmenden Länder konnten damit alle Vorteile der komplementären Optik- und Radarbildgebungssysteme nutzen, um die Aufklärungsmöglichkeiten erheblich zu verbessern.

Das erfolgreiche Modell der internationalen Zusammenarbeit hat sich etabliert und ausgeweitet. Die beiden militärischen Telekommunikationssatelliten Athena-Fidus und Sicral-2, die 2014 und 2015 von der Ariane 5 gestartet wurden, zeichnen sich durch eine uneingeschränkte Partnerschaft zwischen Frankreich und Italien aus: Beide Satelliten wurden gemeinsam für das französische und  italienische Verteidigungsministerium entwickelt, beide erbringen Dienste für die Streitkräfte beider Länder, jeder trägt sowohl französische als auch italienische Nutzlasten, und beide Länder verfügen über ein eigenes Bodensegment.

 

Danke, Ariane 5!

 

Kredit : ArianeGroup, ESA, Arianespace, CNES, DLR.